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Kann man Sprossen wieder essen?

Um Sprossen wurde vor einiger Zeit aufgrund der EHEC-Epidemie ein großer Wirbel gemacht. Kann man die kleinen Nährstoffspender nun wieder unbedenklich genießen? Diese Fragen stellen sich immer noch viele.

Die Verunsicherung: Sprossen wieder essbar?

Besonders in Norddeutschland kam es zwischen Mai und Juli 2011 zu einem großen Ausbruch von Erkrankungsfälle, die durch Sprossen verursacht sein sollten. Dies verunsicherte viele Sprossenzüchter.

Ob und in welchem Maße Sprossen aus den Supermärkten wieder verzehrbar sind und wie man Erkrankungen in Zukunft entgehen kann, das wird im Folgenden geklärt.

EHEC-Epidemie in Deutschland Mai 2011

Eine Mikrobe versetzt Forscher, Gesundheitsbehörden und deutsche Bürger in Angst und Schrecken. EHEC wurde auf Sprossen festgestellt.

Hinter dem Kürzel EHEC verbirgt sich der Name Enterohämorrhagische Escherichia coli, welcher krankheitsauslösende Stämme des gefährlichen E. Coli Bakteriums beherbergt. Die Epidemie begann im Mai 2011 und wurde vom Robert Koch-Institut (RKI) im Juli 2011 offiziell für beendet erklärt.

Der Verdacht fiel auf Gemüse

Der erste Verdacht vom Robert Koch-Institut fiel auf frisches Gemüse als Auslöser. So wurden hauptsächlich frische Tomaten, Gurken und Blattsalate als Übertragungsmedium des EHEC-Erregers vermutet. Der Vergleich zwischen den Essgewohnheiten der erkrankten Personen mit einer Kontrollgruppe verstärkte diese Aussage. Nach ausführlicher Analyse verschiedener Gemüseproben blieb der Ursprung des EHEC-Erregers weiterhin unklar.

EHEC-Epidemie in Japan

Ein Land, welches in vieler seiner Speisen Sprossen verwendet, hatte bereits im Jahre 1996 mit EHEC-Bakterien zu kämpfen. Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) erkrankten rund 6.000 Menschen durch EHEC in Japan. Als Verursacher und Überträger wurden in Japan Rettichsprossen ausgemacht.

EHEC-Überträger in Deutschland 2011

Auch im Fall EHEC-2011 wies das BfR auf Sprossen hin. Als festgestellt wurde, dass ein Sprossenhersteller aus Bienenbüttel-Steddorf im Landkreis Uelzen viele Erkrankte mit Sprossen versorgte, verstärkte sich dieser Verdacht. Laboruntersuchungen der Produkte dieses Herstellen fielen jedoch erstmals alle negativ aus.

Gartenbaubetrieb aus Niedersachsen

Auch wenn die Laboruntersuchungen der Sprossen aus dem Gartenbaubetrieb aus Bienenbüttel-Steddorf in Niedersachsen negativ ausfallen, so wurde dennoch der Ursprung der infizierten Keimlinge in diesem Betrieb vermutet. Grund war jedoch nicht der Betrieb an sich, da dieser einer Überprüfung standhielt.

Es bestand die starke Annahme, dass EHEC kontaminierte Bockshornkleesamen aus Ägypten Grund für die Epidemie waren, welche in der Folge in Niedersachsen verarbeitet worden waren.

95 % auf Sprossen zurückführbar

Der Ursprung der Erkrankungen war auf Sprossenprodukte (Bockshornkleesamen) eines Betriebs in Niedersachsen zurückzuführen. Dies haben Ermittlungen der Task Force EHEC am Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ergeben.

In 41 von 41 gut dokumentierte Lokalitäten (z. B. Restaurants), waren jeweils mehrere Krankheitsausbrüche exponiert (die sogenannten “Cluster”), die durch die Sprossenprodukte des Unternehmens hervorgerufen wurden.

So konnte ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Sprossenverzehr und Erkrankungsrisiko zu 95 % auf die Sprossen festgestellt werden.

Statistik über betroffene Personen

Nach dem Stand vom 16.08.2011 wurden insgesamt 855 Erkrankungen an HUS und 2.987 Fälle von akuter Gastroenteritis verzeichnet. Bei HUS-Fällen überwog der Anteil der Frauen mit 68 % und auch bei den EHEC-Fällen war die Frauenquote mit 58 % erhöht.

Überwiegend steckten sich Erwachsene mit einer der Erkrankungen an. Dies ist ein klarer Gegentrend zu den, in den Meldedaten beobachteten, Krankheitsfällen der letzten Jahre.

In diesen waren vor allem Kleinkinder von EHEC und HUS betroffen gewesen. In der letzten Krankheitswelle verstarben 35 HUS-Patienten (4,1 %) sowie 18 EHEC-Patienten mit Gastroenteritis (0,6 %).

Abschlussbericht des RKI

Wer sich über die wissenschaftlich fundierten Berichte im Einzelnen informieren will, kann hier den Abschlussbericht des Robert-Koch-Instituts einsehen.

Es handelt sich dabei um eine abschließende Darstellung und Bewertung der epidemiologischen Erkenntnisse des EHEC-Ausbruchs in Deutschland im Jahr 2011. Erschienen ist dieser am 9. September 2011.

Hier geht es zum EHEC Abschlussbericht des RKI (PDF).

Nur ein Einzelproblem?

Das BVL hat Folgendes festgestellt: Weltweit gibt es mehrere Fälle der EHEC-Infektionen. Sie sind also nicht nur auf Deutschland beschränkt. Pro Jahr werden in Deutschland durchschnittlich etwa 900 neue Erkrankungen gemeldet, die durch EHEC-Bakterien ausgelöst wurden.

Im Vergleich zu Erkrankungen, die durch Salmonellen oder Campylobacter verursacht wurden, sind dies deutlich weniger Fälle. Nur das vermehrte, einer Epidemie gleichende, Auftreten der Krankheitsfälle im Jahr 2011 hat in den Nachrichten für solche Furore gesorgt.

Sprossen sind wieder essbar!

Nun kommen wir zur guten Nachricht: Alle Sprossen sind wieder essbar! Von Anfang an waren fast nur Sprossen eines Betriebs in Niedersachsen betroffen, sodass man nun wieder unbedenklich zu den nahrhaften Energiespendern greifen kann.

Nach diesem Trubel unterliegen die Sprossen nun strengeren Kontrollen, bei denen besonders hohe Hygiene eine Rolle spielt. Sowohl das RKI als auch das BVL empfehlen, auch im Hausgebrauch auf mehr Hygiene zu achten.

Vor EHEC schützen

Wer sich nun auch zukünftig vor etwaigen Erkrankungen schützen will, kann im Merkblatt für Verbraucher einige hilfreiche Tipps zum Schutz vor Infektionen nachlesen. Einen kleinen Auszug daraus stellen wir hier dar:

  • Vor und nach der Zubereitung von Speisen, die Hände gründlich mit Seife waschen und sorgfältig trocken.
  • Lebensmittel getrennt von rohem Fleisch aufbewahren und zubereiten, damit keine Keime überspringen (dies gilt auch beim Grillen, also separate Bretter, Zangen und Teller benutzen).
  • Abgekochtes Trinkwasser für das Waschen eigener Sprossen verwenden.
  • Sprossen bei maximal 18 °C bis 22 °C Zimmertemperatur keimen lassen.
  • Fertige Keimlinge bei 4 °C bis 6 °C im Kühlschrank aufbewahren und so schnell wie möglich aufbrauchen.
  • Gründliches Waschen vor dem Verzehr der Sprossen ist ein Muss; ansonsten abkochen oder braten.
  • Sind Flächen oder Gegenstände mit rohen Sprossen oder Ablaufwasser in Kontakt gekommen, sollten diese direkt ordentlich gereinigt und getrocknet werden.
  • Das Anzüchten, Lagern und Zubereiten sollte getrennt von anderen Lebensmitteln geschehen.
  • Nur für den Zweck der Aufzucht vertrieben Sprossensamen für die Ernte verwenden.
  • Saubere Behälter sind für die Sprossenzucht ein Muss; Behälter in der Spülmaschine oder mit heißem Wasser und Spülmittel säubern.

Mehr Informationen und genauere Anweisungen findet man unter diesem Link des BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung): Informationen zu EHEC

Fazit

Viele Menschen sind immer noch verunsichert, ob man Sprossen wieder essen kann. Doch mit den Hygiene-Tipps der Behörden und das RKI können diese bedenkenlos verzehrt werden. Von einer erneuten EHEC-Epidemie ist derzeit nicht auszugehen.


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